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Erfahrungsbericht: Mein Au Pair Jahr in Deutschland

von Joanne auf Jun 25, 2020
Erfahrungsbericht: Mein Au Pair Jahr in Deutschland
Mein Name ist Joanne, ich bin 21 Jahre alt und komme aus Frankreich, beziehungsweise aus dem Elsass. Bevor ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich drei Jahre Deutsch an der Uni studiert, da ich eigentlich Lehrerin werden wollte. Nach all den Jahren dachte ich, dass das doch nichts für mich ist, wusste aber nicht, was ich sonst machen sollte, da ich seit meinem 11. Lebensjahr Deutschlehrerin werden wollte. Ich will auch immer noch irgendeinen Job machen, bei dem ich  Deutsch sprechen kann. Mein Geschichtslehrer an der Uni hat die ganze Zeit betont, dass es komplett blöd wäre, Deutsch zu studieren ohne einmal in Deutschland gelebt zu haben und die Kultur hier zu erleben. Deshalb habe ich mit einer Freundin gesprochen, die Au Pair in Brasilien war, und mir von ihrer Zeit dort berichtet hat. Ich habe mich dann auf die Suche nach eine Familie gemacht. 
 
Ursprünglich war also dieses Jahr gedacht, um darüber nachzudenken, was ich später werden möchte und ein bisschen fließender Deutsch zu sprechen. Ich habe noch nie in Deutschland gelebt, war dort aber schon mehrmals im Urlaub. Ich brauchte keine Visa, um her zu kommen, da Deutschland ein Nachbarland ist. Meine Ängste waren, dass ich mich vielleicht nicht mit der Familie verstehe oder dass die Kinder nicht auf mich hören.
 
Ich bin am 1. September 2019 nach Weil-der-Stadt gekommen und bleibe hier für ein Jahr. Ich habe ungefähr zwei Monate nach der perfekten Familie geguckt. Ich wollte unbedingt eine vollständige Familie, das heißt keine alleinerziehende Eltern. Es ist nicht böse gemeint oder so, aber ich wollte mich halt wohl fühlen.
 
Ich habe auch mehrere Familien angeschrieben und mehrere haben mich ebenfalls angeschrieben. Ich wollte zum Beginn irgendwo in die Nähe von Berlin, da es meine Traumstadt ist. Leider habe ich dort in der Gegend keine zufriedenstellende Familie gefunden und bin dann viel näher an der Grenze geblieben, nicht wegen der Nähe zu meinen eigentlichen Zuhause, sondern einfach wegen der Sympathie der Leute. 
 
Der Anfang war ein wenig holprig, die Kinder kannten das noch nicht, da ich ihr erstes Au Pair Mädchen war und verstanden daher das Konzept nicht. Sie dachten, vor allem, dass ihre Eltern mich adoptieren und dass ich dann ihren Platz wegnehmen würde. Es hat ungefähr zwei Monate angedauert, dann ging es aber besser und jetzt wollen sie sogar, dass ich länger bleibe oder dass ich gar nicht mehr zurück ins Elsass gehe. Mit der Gastfamilie habe ich im Großen und Ganzen ein gutes Verhältnis, ich verstehe mich gut mit beiden Eltern, sie sind sehr nett zu mir und sind eine gute Hilfe, um mich hier zurecht zu finden und einzugewöhnen.
 
Mein typischer Tag als Au Pair ist, unter der Woche, morgens aufzustehen, die Kinder zu bestimmten Uhrzeiten zu wecken, je nachdem, wann die Schule oder der Kindergarten anfängt, ihnen die Vesperboxen vorzubereiten und die Schultaschen einzupacken. Der Junge (5 Jahre) ist im Kindergarten, der in der Straße neben dran ist, und musste dann hingebracht werden zwischen halb acht und neun Uhr. Das Mädchen (8 Jahre) läuft mit ihrer Laufgruppe alleine zur Schule und geht dafür um zehn nach sieben aus dem Haus. Wenn dann alle aus dem Haus sind, kommt es darauf an, was zu tun ist: Wäsche aufhängen, Spülmaschine ein- und ausräumen, bügeln, aufräumen, putzen und so weiter. Um halb zwölf bin ich dann immer zur Schule losgelaufen, um um viertel vor zwölf dort zu sein, weil ich dort einen Minijob angenommen hab als Mittagessen- und Hausaufgabenbetreuerin bis viertel vor zwei. Im Laufe des Nachmittags kommen beide nach Hause. Ich mache dann mit der Ältesten Hausaufgaben und probiere dann sie so gut, wie es geht, zu beschäftigen. Das alles war natürlich vor dem ganzen Stress mit dem Coronavirus
 
Was mich betrifft, gab es keine Probleme mit der Sprache und der Verständigung, da ich relativ gut Deutsch spreche und falls ich mal ein Problem hatte, ein Wort zu finden, war es kein Problem, da die Familie zweisprachig ist (Deutsch/Französisch). Ich brauchte auch dementsprechend keinen Sprachkurs. Ein Jahr ist aber auch eine lange Zeit. Ich dachte, es würde gehen, aber ich hatte trotzdem viel Heimweh, da ich kurz vor meiner Abreise mit meinem Freund zusammen gekommen war. Zum Glück ließ mich die Gastfamilie einmal im Monat für ein Wochenende nach Hause und mein Freund durfte mich auch hier besuchen. 
 
Ich habe nicht wirklich versucht, hier Freunde zu finden, obwohl wir ab und zu zu einem Französisch-Stammtisch gegangen sind und ich dadurch ein Mädchen kennengelernt habe, mit der ich mehrmals aus war, aber es war nicht meine Hauptbeschäftigung, Kontakte zu knüpfen. 
 
Es war auch nicht immer einfach, weil die Essensgewohnheiten in der deutschen Familie ganz anders waren als bei mir zuhause und ich finde doch, dass das Essen sehr wichtig ist, wenn man im Ausland ist. Ich habe ab und an probiert, wie bei mir zu kochen, aber leider gibt es viele Sachen, die man hier nicht findet. Leider war es nicht das beste Jahr, um ins Ausland zu gehen mit dieser Pandemie, es waren viele Sachen geschlossen, viele Feste wurden abgesagt, deshalb sind wir nicht sehr oft irgendwo hin, meistens auf Spielplätze in der Gegend. Wir waren auch wandern am Titisee, wir haben Drachen steigen lassen, und mehrere kürzere Ausflüge zum Laufen gemacht.
 
An alle zukünftige Au Pairs: Es ist wirklich eine schöne Erfahrung, in ein anderes Land zu reisen und dort wirklich für eine längere Zeit zu leben und es ist auch eine Erfahrung fürs Leben, die für immer im Gedächtnis bleibt. Ich weiß nicht, ob es mir was genützt hätte, wenn jemand mir etwas noch vorher auf den Weg gegeben hätte, weil ich mir eh immer meine eigene Meinung bilden muss, egal was man mir sagt. 
 
Ein wirklich schöner Moment war ganz am Anfang des Aufenthalts, ich war kaum eine Woche da als ich erfahren habe, dass mein Patenonkel gestorben ist, und die Mutter saß wirklich Stunden lang bei mir und hat mit mir geredet und versucht, mich zu beruhigen und mir beizustehen obwohl wir uns kaum kannten. Das hat wirklich gut getan. 
 
Ich bin immer noch als Au Pair tätig und kann deshalb noch nicht über das Leben danach sprechen, aber ich kann mir vorstellen, dass es in einem Job keine Nachteile bringt, seine Sprachfähigkeiten zu verbessern, seine Kultur zu erweitern und Erfahrungen zu sammeln. 
 
Jeder geht anders mit seinen Kindern um, man lernt dann, sich auf die Leute einzustellen und Kompromisse zu finden. Leider glaube ich nicht, dass ich es noch einmal tun würde, weil es wirklich anstrengend ist, weit weg von dem gewohnten Umfeld zu sein, und weil ich mir jetzt mein Leben mit meinem Partner aufbauen möchte. Wenn ich nicht in einer Beziehung wäre, würde ich es vielleicht wieder ausprobieren, aber dann in andere Länder, die weiter weg sind, aber dann auch für kürzere Zeit. Als ich nach Deutschland kam, hatte ich im Hinterkopf, dass ich vielleicht eines Tages hierher ziehen möchte, aber jetzt nach zehn Monaten hier weiß ich, dass das Elsass mir viel zu viel fehlen würde.
 

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