✖
Zuallererst möchte ich meiner Gastfamilie für all die Erinnerungen danken, die ich mit ihr schaffen konnte.
Ich kann nur empfehlen, einmal im Leben ein Au Pair zu sein und die Lebensweise der Einheimischen kennenzulernen, Teile von sich selbst zu entdecken, von denen man nicht wusste, dass sie existieren, und lebenslange Erinnerungen zu schaffen.
Die Iren sind für ihre freundliche und aufgeschlossene Art bekannt. Egal, wo man hingeht, man fühlt sich willkommen. Anders als in Deutschland sind die Geschäfte hier sieben Tage die Woche geöffnet, woran man sich erst einmal gewöhnen musste. Die größte Umstellung für mich war der Linksverkehr. Meine Gasteltern waren mir dabei eine große Hilfe. Sie haben mir am Anfang ein paar Fahrstunden gegeben, was mir Vertrauen gab. Ich habe mich schnell an die oftmals sehr schmalen Straßen gewöhnt. Nach zwei Wochen war das Autofahren ein klacks.
Eins meiner Ziele im Ausland war es mein Englisch zu verbessern und meine Stärken und Schwächen kennenzulernen. Ich wollte außerdem mehr über Irlands Kultur und Schulsystem erfahren. Und wie ginge das besser als durch das Leben bei einer lokalen Familie und die volle Integration in ihr Leben. Durch Konversationen mit meinen Gasteltern über verschiedene Themen wie Traditionen oder das Schulsystem, als auch durch die Hausaufgaben des älteren Kindes, konnte ich ganz viel über die irische Kultur lernen und ich habe auch einen Einblick bekommen, wie das irische Schulsystem funktioniert. Unter anderem bin ich sehr beeindruckt von den Methoden, die hier zur Vertiefung der Sprache eingesetzt werden. Einige der Lehrmethoden sowie alle Fakten, die ich über Irland erfahren habe, werde ich auf jeden Fall in meinen zukünftigen Beruf einfließen lassen. Die Mitverantwortung für zwei kleine Kinder hat mir auch einen guten Einblick in das gegeben, was mich später erwartet, wenn ich selbst Kinder habe.
Mein Abenteuer hat offiziell am 19. September 2022 begonnen. Ich bin das erste Mal alleine in ein Land geflogen, in dem ich zuvor noch nie war. Vom Flughafen in Dublin habe ich den Bus nach Limerick genommen. Während der zweieinhalbstündigen Fahrt nach Limerick, hatte ich bereits die Gelegenheit, einige der wunderschönen Landschaften Irlands zu sehen. Als ich ankam, haben mich mein Gastvater und sein älterer Sohn (6 Jahre alt) vom Bus abgeholt und mich herzlich in Empfang genommen. Nach der langen Reise haben meine Gastmutter und ihr jüngerer Sohn (3 Jahre alt) schon zuhause auf mich gewartet und ein leckeres Abendessen für mich vorbereitet. Vor dem Essen hatte ich Zeit der Familie meine Gastgeschenke zu geben und ich habe mich sehr gefreut, die strahlenden Gesichter der beiden Kleinen zu sehen. Meine Bedenken im Vorfeld, ob sich die Kinder an eine Fremde/Au Pair gewöhnen würden und ob ich akzeptiert werden würde, erwiesen sich bereits in den ersten paar Tagen als falsch. Die beiden Kleinen haben sich sehr schnell an mich gewöhnt und haben immer wieder gefragt, ob ich mit ihnen überall hingehen kann. Ich habe sie sofort in mein Herz geschlossen.
Unter der Woche begann mein typischer Tag um 07:30 Uhr mit dem Zubereiten des Frühstücks und dem Vorbereiten der Lunchpakete und Wasserflaschen. Die meiste Zeit hat meine Gastmutter ihre Kinder zur Schule gebracht, nur gelegentlich habe ich das übernommen. Nachdem die Kinder aus dem Haus waren, habe ich den Haushalt gemacht also Wäsche waschen, aufhängen und zusammenlegen, staubsaugen oder wischen, den Geschirrspüler ausräumen und die Betten der Kinder machen. Wenn ich die Kinder zur Schule gebracht habe, habe ich oft im Anschluss noch den Einkauf erledigt. Zwischen 09:30 und 14:30 Uhr hatte ich Zeit für mich und durfte dafür auch das Auto benutzen. Ich habe meine freie Zeit genutzt, um Besorgungen für mich selbst zu machen und für mein Studium zu arbeiten. Um 14.30 Uhr habe ich den Älteren von der Schule abgeholt, und wir sind entweder eine Stunde lang schwimmen gegangen oder haben mit seinem Spielzeug im Garten oder im Haus gespielt und haben seine Hausaufgaben gemacht. Gegen 16 Uhr haben ich den Kleinen aus der Krippe abgeholt, das ist so ähnlich wie ein Kindergarten. Ab 18 Uhr hatte ich Feierabend aber ich habe meist noch einige Stunden mit der Gastfamilie verbracht, um Spiele zu spielen oder Witze auszutauschen. Den späten Abend habe ich immer genutzt, um mit meiner Familie in Kontakt zu bleiben und meine Erfahrungen zu teilen.
Als ehemalige Wettkampfschwimmerin habe ich es sehr genossen, zweimal pro Woche mit den Kindern schwimmen zu gehen. Es war so schön zu sehen, wie sie das Wasser lieben lernten und zu echten Wasserratten wurden. Aber auch zu Hause hatten wir immer viel Spaß, sei es beim Malen oder Zeichnen, beim Legospielen oder Brettspielen oder beim Puzzeln. Wir fanden auch immer Zeit, Spielzeug oder Dekorationen zu basteln, was besonders schön für Halloween und Weihnachten war. Auch das Backen von Kuchen und anderen Leckereien mit den Kleinen war etwas Besonderes. Uns war nie langweilig.
Die Wochenenden waren für mich sehr entspannend. Manchmal haben wir gemeinsam Ausflüge gemacht und gelegentlich hab ich zwei Stunden lang auf den Kleinen aufgepasst, wenn die Gastmutter bei Tanzwettbewerben war und der Gastvater den Älteren zu Fußball- oder Basketballtrainings und -spielen gebracht hat.
Vier Monate lang konnte ich mich um zwei wunderbare Kinder kümmern, die einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen eingenommen haben. Natürlich ist die Betreuung eines drei- und eines sechsjährigen Kindes manchmal eine kleine Herausforderung. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass ich damit nicht zurechtkomme, im Gegenteil, es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht, mir neue Aktivitäten auszudenken. Außerdem habe ich so viel gelernt und andere wichtige Lebenserfahrungen sammeln können. Mir hat es sehr gefallen, dass beide Kinder abenteuerlustig und liebenswert sind und wir immer etwas zu lachen hatten.
In all dieser Zeit gab es nichts, was mir nicht gefallen hat an meiner Erfahrung. Von dem Moment an, als ich ankam und Teil der Familie wurde, fühlte ich mich willkommen und geliebt. Da ich von Anfang an Teil der Familie war, hatte ich nie das Gefühl, dass meine Zeit als Au Pair ein Job war. An den meisten Abenden, wenn die Kinder schliefen, saßen wir zusammen und unterhielten uns über Dinge des Lebens und genossen die Gesellschaft des anderen.
Ich betrachte diese Familie als ein Geschenk und es wird mir sehr schwer fallen, mich in weniger als einem Monat von ihnen zu verabschieden. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit. Sie hat mich sehr geprägt und ich werde mich immer mit Freude an sie erinnern. Ich bin mir auch sicher, dass dieser Kontakt auf jeden Fall weiter bestehen wird.