Die Vorstellung davon, wie Eltern ihre Kinder betreuen und erziehen, hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Lange Zeit glaubte man, dass die Entwicklung einer vertikalen Eltern-Kind-Beziehung der beste Weg sei, um verantwortungsvolle, gut erzogene Bürger zu erziehen. Glücklicherweise hat die Forschung bewiesen, dass der beste Weg zur Erziehung gesunder und glücklicher Kinder in einer horizontalen, sanften Erziehung liegt.

„Gentle parenting” (sanfte Erziehung) ist ein einfühlsamer, respektvoller Ansatz, der emotionale Intelligenz, gegenseitigen Respekt und positive Disziplin fördert. Für Gastfamilien, die sanfte Erziehung praktizieren oder in Erwägung ziehen, kann ein Au Pair eine wunderbare Ergänzung für den Haushalt sein, die diese Werte stärkt und gleichzeitig kulturellen Austausch und Unterstützung bei der Kinderbetreuung bietet.

Was ist „Gentle Parenting”?

„Gentle Parenting” ist eine Philosophie, die eher auf Einfühlungsvermögen, Verständnis und Verbindung als auf Bestrafung oder Kontrolle beruht. Laut Dr. Laura Markham, einer klinischen Psychologin und Autorin von Peaceful Parent, Happy Kids, konzentriert sich „Gentle Parenting” auf Folgendes:

• Emotionale Bindung: Vorrang für eine starke Eltern-Kind-Bindung
• Positive Disziplin: Leiten statt bestrafen
• Respektvolle Kommunikation: Auf die Gefühle und Bedürfnisse des Kindes hören
• Verhalten vorleben: Mit gutem Beispiel voran gehen

Im Gegensatz zur autoritären oder freizügigen Erziehung zielt die sanfte Erziehung darauf ab, Selbstregulierung und Problemlösung durch Geduld und gegenseitigen Respekt zu vermitteln.

Die Vorteile von „Gentle Parenting”

Die Forschung belegt die langfristigen Vorteile einer sanften Erziehung, darunter die folgenden.

• Stärkere emotionale Intelligenz. Kinder lernen, ihre Gefühle zu verstehen und zu steuern. (Gottman-Institut).
• Besseres Verhalten durch intrinsische Motivation. Kinder kooperieren, weil sie es wollen, nicht aus Angst.
• Gesündere Eltern-Kind-Beziehungen. Vertrauen und offene Kommunikation wurden ebenfalls gefördert.
• Abbau von Ängsten und Aggressionen. Die Kinder fühlen sich sicher und verstanden.

Für die Gastfamilien kann die Integration von sanfter Erziehung ein harmonisches häusliches Umfeld schaffen, in dem die Kinder sowohl emotional als auch sozial gedeihen können.

Au Pair Programm und „Gentle Parenting”

„Gentle parenting” lebt von Konsequenz, Geduld und emotionalem Einfühlungsvermögen - Eigenschaften, die ein gut passendes Au Pair auf natürliche Weise verstärken kann. Da Au Pairs bei der Familie leben und sich täglich um die Kinder kümmern, spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung einer ruhigen, respektvollen und nährenden Umgebung. Im Folgenden wird näher erläutert, wie sie die Prinzipien der sanften Erziehung unterstützen und verbessern können:

Konsequenz in sanfter Disziplinierung

Kinder blühen mit einer vorhersehbaren und einfühlsamen Führung auf. Ein Au Pair kann die sanften Disziplinierungsmethoden der Familie übernehmen und dafür sorgen, dass die Erwartungen klar bleiben, ohne auf Bestrafung oder Belohnung zu setzen.

Beispiele für die vom Au Pair unterstützte sanfte Disziplin.

• Umlenken statt tadeln: Wenn ein Kind mit Spielzeug wirft, könnte das Au Pair sagen: „Spielzeug ist zum sanften Spielen da. Lass uns stattdessen versuchen, den Ball zu rollen!" (anstatt „Hör auf damit!“).
• Natürliche Konsequenzen: Wenn das Kind sich weigert, eine Jacke zu tragen, könnte das Au Pair sagen: „Ich sehe, dass du frierst. Deine Jacke ist hier, wenn du bereit bist." (damit das Kind aus dem Ergebnis lernen kann).
• Gemeinsames Lösen von Problemen: „Ihr wollt beide das gleiche Spielzeug. Wie können wir uns abwechseln, damit es fair ist?"

Dr. Jane Nelsen (Autorin von Positive Discipline) betont, dass „Kinder sich besser verhalten, wenn sie sich besser fühlen“. Ein Au Pair, das Geduld und Problemlösung vorlebt, hilft Kindern, Selbstdisziplin zu verinnerlichen.

Emotionales Coaching und Validierung

„Gentle parenting” legt den Schwerpunkt auf emotionale Intelligenz. Kinder sollen lernen, ihre Gefühle zu benennen, auszudrücken und zu regulieren. Au Pairs können dies verstärken, indem sie:

• Emotionen benennen: „Du ballst deine Fäuste. Bist du frustriert?"
• Trost spenden ohne zu beheben: „Es ist okay zu weinen. Ich bin für dich da." (Anstelle von „Sei nicht traurig!“)
• Beibringen von Beruhigungsmethoden: Einführung in die Achtsamkeit (z. B. „Lasst uns gemeinsam drei Mal tief durchatmen“) oder Einrichtung einer „Kuschelecke“ zur Selbstregulierung.

Laut der Forschung von Dr. John Gottman entwickeln Kinder, die von einer Betreuungsperson mit „Emotionscoaching“ betreut werden, eine stärkere Widerstandsfähigkeit und soziale Fähigkeiten. Die aufmerksame Anwesenheit eines Au Pairs kann dieses Lernen vertiefen.

Respektvolle Kommunikation vorleben

Sanfte Erziehung vermeidet Befehle („Mach das jetzt!“) zugunsten von Einladungen und Wahlmöglichkeiten. Ein Au Pair kann üben:

• „Wir“-Sprache: „Wir gehen rein, damit wir nicht ausrutschen“ vs. „Hör auf zu rennen!“ 
• Begrenzte, positive Anweisungen: „Bitte benutze sanfte Hände“ (statt „Nicht schlagen!“).
• Aktives Zuhören: „Du wolltest unbedingt diesen Keks vor dem Abendessen. Es ist schwer, zu warten, nicht wahr?"

Au Pairs bringen oft eine mehrsprachige Kommunikation mit und erweitern so die Fähigkeit eines Kindes, seine Bedürfnisse in verschiedenen Kulturen respektvoll zu äußern.

Förderung der Selbstständigkeit durch Routinen

„Gentle Parenting” fördert die Unabhängigkeit, indem es altersgemäße Wahlmöglichkeiten bietet. Ein Au Pair könnte:

• Aufgaben kollaborativ gestalten: „Willst du heute das rote oder das blaue Hemd tragen?“
• Aufgaben aufteilen: „Erst die Schuhe, dann die Jacke, dann gehen wir!“ (visuelle Diagramme können helfen).
• Anstrengung belohnen: „Du hast deinen Teller ganz alleine in die Spüle gestellt, danke!“

Stärkung von Familienwerten durch Spielen

Spielen ist ein Eckpfeiler der sanften Erziehung. Au Pairs können:

• Rollenspiele nutzen, um Empathie zu üben: „Dein Teddy ist traurig. Wie können wir ihm helfen?"
• Bücher über Gefühle lesen: „Was denkst du, wie sich die Figur fühlt? Was würdest du tun?"
• Zu kooperativen Spielen ermutigen: Gemeinsames Bauen von Bauklötzen oder gemeinsame Schnitzeljagden.

Der Psychologe Dr. Lawrence Cohen (Playful Parenting) stellt fest, dass das Spiel Kindern hilft, Emotionen zu verarbeiten und Vertrauen aufzubauen - wichtige Ziele einer sanften Erziehung.

Unterstützung der Eltern-Au Pair Angleichung

Um Harmonie zu gewährleisten, können die Gastfamilien:

1. Die Ziele der sanften Erziehung frühzeitig besprechen (z. B. während der Matching-Phase). Fragen Sie sie nach ihren Ansichten über Disziplin.

• „Wie gehst du normalerweise mit schlechtem Benehmen um?“
• „Was ist deiner Meinung nach der beste Weg, um Kindern Respekt beizubringen?“

2. Geben Sie Ihr Wissen über die Wissenschaft der sanften Erziehung weiter: Einige Au Pairs glauben vielleicht, dass strenge Disziplin „besser“ ist, weil sie das so erlebt haben. Wissenschaftliche Erkenntnisse zu teilen kann helfen, ihre Perspektive zu ändern.

Studien zeigen, dass Schläge Aggressionen und Ängste verstärken und das Selbstwertgefühl von Kindern senken (American Psychological Association). Alternative: „Wir setzen stattdessen auf ruhige Diskussionen und Problemlösungen“.

3. Führen Sie wöchentliche Check-Ins durch, um Probleme zu besprechen (z. B. „Wie ist die Morgenroutine gelaufen?“).

Ein Au Pair, das in sanften Erziehungsprinzipien geschult ist, ist mehr als nur eine Betreuungsperson. Sie sind ein Partner bei der Erziehung von emotional sicheren, freundlichen und selbstbewussten Kindern.

Wenn Sie ein Au Pair zur Unterstützung Ihrer „Gentle Parenting”-Reise in Betracht ziehen, erkunden Sie, wie Au Pairs in Ihr Familienleben passen können oder erfahren Sie mehr darüber, wie Sie das richtige Au Pair für Ihre Familie finden.