Die italienische
Weihnachtszeit beginnt am Heiligabend (24. Dezember) und endet nicht bis zum
6. Januar. Die Schulen bleiben bis dahin geschlossen, so wie viele öffentliche und private Ämter auch. „Warum?“ - wirst du dich vielleicht fragen. Damit die Weihnachtszeit offiziell vorbei ist, muss
die Befana am 6. Januar kommen und die Feiertage mit ihrem alten Besen „wegfegen“!
Wer ist die Befana - die Legende
Die Befana ist eine alte Dame mit einer langen Nase und einem spitzen Kinn, die auf einem Besen weit reist und allen Kindern Geschenke bringt. Sie trägt einen Sack voller Spielzeug, Schokolade, Bonbons und Mandarinen, mit dem sie die Schornsteine der Häuser hinunterklettert und die Strümpfe der Kinder füllt.
Allerdings erhalten nicht alle Kinder Süßigkeiten. Wenn man sich nicht gut benommen hat,
hinterlässt die Befana eine große Handvoll Kohle in den Strümpfen der ungezogenen Kinder.
Der Name Befana ist zum ersten Mal schriftlich in einem Gedicht aus dem Jahr 1549 aufgetaucht, in dem sie als
alte, furchterregende Dame in dunklen Lumpen dargestellt wurde. In der heutigen Zeit ist
die Befana jedoch nicht mehr furchteinflößend, und alle Kinder warten sehnsüchtig auf die alte Dame, die ihnen ein süßes Geschenk bringen wird, und bereiten einen Snack für sie vor.
Die christliche Tradition
Der Ursprung des Namens Befana geht auf eine
falsche Aussprache von Epifania zurück, was im Englischen mit „Epiphanie“ übersetzt wird. Dieser Begriff leitet sich von dem griechischen Wort
epiphàneia ab, was „göttliche Offenbarung“ bedeutet. Nach christlicher Tradition
symbolisiert die Ankunft der Weisen Könige bei der Geburt Jesu Christi am 6. Januar seine Epiphanie vor der Welt, da dieses Ereignis als die erste öffentliche Offenbarung Christi gilt.
Die Legende besagt, dass die Heiligen Drei Könige, die den Weg nicht finden konnten,
eine alte Frau nach dem Weg fragten. Die Frau half den Königen, die sie aus Dankbarkeit einluden, sie auf ihrer Reise zu begleiten. Die alte Frau lehnte ab und bereute dies erst, als die weisen Könige ihre Reise fortsetzten. Daraufhin packte sie einen
Sack mit Süßigkeiten und machte sich auf die Suche nach den Heiligen Drei Königen. Da sie keinen Erfolg hatte, beschloss sie, an jede Tür zu klopfen und jedem Kind, das sie traf, Süßigkeiten zu geben, in der Hoffnung, dass eines von ihnen das Jesuskind selbst sein würde.
Die heidnischen Ursprünge der Befana
Trotz der christlichen Verbindung lassen sich Figuren, die der Befana ähneln, auch in anderen Traditionen finden. Die Wurzeln der Befana scheinen beispielsweise in der antiken Feier des
Übergangs zum neuen Jahr zu liegen, bei der man der
Mutter Erde, die in Form der älteren Göttin erschien,
Geschenke brachte. In der Tat ähnelt das Aussehen der Befana der winterlichen Kälte und Trockenheit der Natur. So wie die Erde im Winter hart und beängstigend erscheint, dann aber einem farbenfrohen Frühling weicht,
verbirgt auch die Befana Großzügigkeit, Hoffnung und Geschenke hinter der Hexengestalt.
Im
alten Rom feierten die Menschen das kommende Jahr auch mit dem Wunsch nach Glück und Wohlstand. Man tauschte Wünsche aus, und zu Ehren der Göttin Strenia wurden Figuren aus Ton, Bronze oder Silber verschenkt.
Das Sigillaria-Fest, das nach diesen Figuren benannt ist, wurde vor allem von Kindern gefeiert, die auf das neue Jahr warteten, um ihre lang ersehnten Geschenke zu erhalten.
Sogar
im Mittelalter galt die Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönigstag als besonders wichtig, und die Aufgabe, die Fruchtbarkeit des Landes wiederherzustellen, fiel einer Frau zu. Man glaubte, dass die
Göttin Diana, die mit Fruchtbarkeit, Jagd und Vegetation assoziiert wurde, mit anderen weiblichen Figuren über die bestellten Felder fliegen würde.
Die Befana heute
Heute, nach Jahrzehnten, in denen die Tradition der Befana zu verschwinden drohte, freuen sich die italienischen Kinder auf den 6. Januar. Am Abend des 5. Januar
stellt jede Familie lange, bunte Strümpfe an den Kamin (oder an einen anderen Ort, der für eine alte Dame auf einem Besen leicht zu erreichen ist!), um sie am nächsten Morgen mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken gefüllt vorzufinden.
Darüber hinaus kann man die Befana in vielen Städten und Gemeinden treffen. Vielerorts finden
bunte Umzüge statt, um die Ankunft des Dreikönigsfestes und das Ende der Weihnachtszeit zu feiern.
Wenn du ein
Au Pair in Italien bist, wünschen wir dir ein frohes Dreikönigsfest und hoffen, dass deine Befana dir keine Kohle in den Strumpf gesteckt hat! Nachdem du und deine Gastkinder all die Süßigkeiten gegessen habt, schlagen wir vor, dass du dich der nächsten Parade anschließt. Es wäre ein schöner Moment, den du mit deiner Gastfamilie verbringen und mehr über die
italienische Folklore erfahren könntest.
Wenn du hingegen ein
italienisches Au Pair bist, das im Ausland lebt, vergiss nicht, deinen Gastkindern Geschichten über die alte Dame zu erzählen, deinen Strumpf an den Kamin zu hängen und einen leckeren Snack für die Befana vorzubereiten! Es wird nicht nur für die Kinder interessant sein, etwas über deine Kultur zu erfahren, sondern es wird auch dazu beitragen, dass du dich
in der Weihnachtszeit weniger nostalgisch fühlst. Eine lustige Sache, die ihr gemeinsam tun könnt, ist, ihnen den berühmten Befana-Gesang auf Italienisch beizubringen und ihn in die Sprache deiner Gastkinder zu übersetzen. Wir fangen an: