Ein
Au Pair zu sein ist aus verschiedenen Gründen eine
Herausforderung: Du bist in einem
fremden Land, sprichst eine andere Sprache und versuchst,
neue Freunde zu finden.
Sich
als Au Pair zu verabreden, ist nicht jedermanns Priorität. Aber es ist nicht ungewöhnlich, sich während eines Auslandsaufenthalts in jemanden zu verlieben.
Auch wenn eine Verabredung mit einer Person aus einer anderen Kultur aufregend erscheinen mag, solltest du einige Dinge beachten. Denn egal, wie nahe sich eure Heimatländer sind,
interkulturelle Beziehungen laufen selten komplett reibungslos ab. Eine gute Vorbereitung ist gefragt, damit dem
Happy End nichts im Wege steht.
Was sind interkulturelle Beziehungen?
Kultur umfasst die
Eigenheiten einer bestimmten Gruppe: Sprache, Religion, Essgewohnheiten, soziale Umgangsformen und unterschiedliche Prägung, zum Beispiel in Bezug auf Musik.
Au Pairs setzen sich in der Regel vor ihrem Aufenthalt mit der
Kultur ihres
Ziellandes auseinander. Häufig wählen Kandidaten die Länder aus, deren Traditionen sie faszinieren und über die sie mehr lernen möchten. Beste Voraussetzungen also für eine verständnisvolle Partnerschaft!
Allerdings ist es nicht immer einfach, sich in eine neue Gemeinschaft zu integrieren, vor allem, wenn sie der eigenen so gar nicht ähnelt. Bestimmte
Bräuche und
Feste finden vielleicht großen Anklang, andere dagegen könnten dich abstoßen oder Unverständnis provozieren. Mach dich darauf gefasst, dass dein einheimischer Partner vieles als selbstverständlich sehen wird, was für dich fremd oder eigenartig ist.
Der beste Tipp ist hier: Nachfragen und zuhören! Sieh deinen Partner als
Experte für seine oder ihre Kultur. Du hast vielleicht schon vieles gelesen oder gehört, aber die Erfahrung im echten Leben gestaltet sich womöglich ganz anders. Verstehe dich selbst als Laien und
traue dich nachzufragen, wenn du bestimmte Gewohnheiten nicht versteht. Ansonsten merkt dein date vielleicht gar nicht, dass dir die Situation ein großes Fragezeichen ins Gesicht zaubert.
Sprachbarriere
Kommunikation ist der Schlüssel zu jeder
erfolgreichen Beziehung. Wenn du dich mit jemanden verabredest, der eine andere Muttersprache hat als du, ist das eine ganz schöne Herausforderung. Selbst wenn ihr eine gemeinsame Sprache sprecht, habt ihr möglicherweise unterschiedliche Niveaus. Während der eine fröhlich vor sich hin redet, versteht der andere nur Bahnhof.
Falls genau das bei dir der Fall ist, solltest du das früh genug
ansprechen. Wenn deine Möglichkeiten, dich auszudrücken noch begrenzt sind, fühlst du dich vielleicht unwohl oder befürchtest, deine
Persönlichkeit nicht zeigen zu können.
Hier gilt: Durchatmen! Dein Partner sollte wissen, dass du seine oder ihre
Sprache gerade erst lernst. Nicht jeder ist zum Lehrer geboren, aber ein bisschen
Geduld musst du dir einfordern. Schäme dich nicht, nachzufragen und führe immer ein kleines Buch bei dir oder notiere dir neue Vokabeln in einer Datei auf deinem Smartphone. Häufig sprechen bestimmte Freundeskreise über dieselben Themen. Erweitere deinen
Wortschatz um diese Interessen und versuche, Websites oder Kanäle zu finden, auf denen du dich in der Landessprache informieren kannst. Keine Sorge, Übung macht den Meister!
Wenn du als Au Pair aus einem englischsprachigen Land kommst, solltest du das bei der Partnersuche bedenken. Obwohl
Englisch eine der meist verbreitetsten Sprachen ist, spricht nicht jeder gleich auf
Muttersprachlerniveau. Die Person, mit der du dich verabredest, kann wahrscheinlich mit dir kommunizieren, fühlt sich aber vielleicht nicht so sicher, wenn sie mit einem englischen Muttersprachler spricht, und das könnte zu Missverständnissen führen. Hier ist es an dir, dich in Geduld zu üben und deinem Gegenüber
Mut zuzusprechen.
Gewohnheiten
Jede Kultur hat andere Gewohnheiten, selbst wenn es um grundlegende Dinge oder Notwendigkeiten wie Mahlzeiten geht. So spielt beispielsweise das
Essen in den Mittelmeerländern eine wichtige Rolle, während es in den nordeuropäischen Ländern weniger zelebriert wird.
In Südeuropa neigen die Menschen dazu, ihren Tag nach ihrem Essensplan zu strukturieren.In meinem
Heimatland Italien zum Beispiel isst niemand, wenn er Hunger hat: Man isst zu "
Essenszeiten"! Jeder weiß von klein auf, wann es Zeit zum Essen ist und was man am besten zu jeder Mahlzeit isst (z. B. ob es sich um eine süße oder herzhafte Speise handelt). An meinem jetzigen Wohnort in
Deutschland weiß man natürlich, was die verschiedenen Mahlzeiten sind, und es gibt auch mehr oder weniger einen gemeinsamen Zeitplan, aber der ist lange nicht so streng wie in Italien.
Solche Dinge mögen am Anfang einer Beziehung sehr oberflächlich erscheinen. Aber wenn die Gewohnheit einer Kultur so tief verwurzelt ist, kann das zu Problemen oder kleinen
Meinungsverschiedenheiten in der Beziehung führen, wenn es darum geht, gemeinsame Pläne zu machen.
Aber keine Sorge: Gewohnheiten sind meisten kein
Trennungsgrund! Ich habe mich zum Beispiel mit meinem deutschen Partner zusammengerafft: Wir haben uns einander angenähert ohne von dem anderen zu erwarten, die eigene Routine komplett zu übernehmen.
Verabredungen
Apropos
Essen: Das ist eine der großen Unbekannten, wenn es um das erste Date zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen geht.
Es ist daher ratsam, bei einer
Verabredung nach einer bestimmten Zeit zu fragen oder zu versuchen herauszufinden, ob es sich um eine Einladung zum Abendessen oder einen einfachen Spaziergang zu einer Zeit handelt, die für uns Italiener zum Beispiel als "Essenszeit" gelten könnte. So vermeidest du, dass du bei der ersten Verabredung unvorbereitet und mit knurrendem Magen ankommst.
Wenn ihr euch für ein gemeinsames Abendessen entschieden habt, redet vorher über eure Pläne. Südamerikanische Länder zum Beispiel sind für gute Manieren und Galanterie bekannt. Bei einer
stereotypen Verabredung zwischen einem Mann und einer Frau ist es der Mann, der die Frau einlädt, die Rechnung bezahlt und ihr sogar die Tür öffnet.
In den nordeuropäischen Ländern werden die altmodischen
Geschlechterrollen bei Verabredungen jedoch überwunden, und es ist nicht ungewöhnlich, dass die Frau den Mann einlädt oder die Rechnung bezahlt.
Missverständnisse
Es gibt eine Reihe von Faktoren, die eine
interkulturelle Beziehung beeinträchtigen können.
US-Amerikaner neigen zum Beispiel dazu, den Partner schon sehr früh, fast zu Beginn der Beziehung,
der Familie vorzustellen. Für andere Kulturen mag dies übertrieben oder gar einengend erscheinen. Für diejenigen, die daran gewöhnt sind, kann es in einem Land, in dem man die Eltern erst nach vielen Monaten (oder sogar Jahren) vorstellt, ein Zeichen dafür sein, dass die andere Person die Beziehung nicht ernst nimmt.
Eine andere Sache, die für mediterrane oder südamerikanische Kulturen seltsam sein könnte, ist die "soziale Distanz", die in vielen anderen Ländern üblich ist: Wenn du aus einem "warmen" Land kommst und dich zum ersten Mal mit einem
Schweden triffst, sei nicht beleidigt, wenn er/sie während des ersten Treffens
distanziert wirkt und beim Reden nicht zu nah bei dir steht.
Natürlich sind nicht nur interkulturelle Beziehungen manchmal kompliziert.
Selbst wenn wir uns mit jemandem verabreden, der in derselben Kleinstadt wie wir geboren und aufgewachsen ist, wird es früher oder später ein Thema geben, über das man diskutieren und sich einigen muss. Das ist ganz normal und gehört zum
Prozess der Partnersuche dazu. Sich mit jemandem zu verabreden, der aus einer anderen Kultur kommt, eine andere Sprache spricht, eine andere Religion oder Mentalität hat, kann anstrengend sein. Allerdings sollte uns die anfängliche Furcht vor dem Unbekannten oder die Angst, sich zu blamieren, nicht einschränken, sondern uns dazu bringen, diese Person und ihre Kultur noch besser kennen zu lernen.
Beziehungen sind eine große
Chance für Wachstum. Das
persönliche Wachstum, zu dem eine interkulturelle Beziehung führen kann, ist jedoch noch größer.