Wenn du ungefähr in meinem Alter bist, hängen dir deine Eltern oder Großeltern wahrscheinlich damit in den Ohren, dass du süchtig nach deinem Smartphone bist. Und ehrlich gesagt bist du das vielleicht tatsächlich. Die Abhängigkeit von Smartphones kann sehr subtil sein und lässt sich daher schwer erkennen. Dabei ist Smartphone-Sucht sehr viel häufiger, als man denkt. Aber was genau ist Smartphone-Sucht eigentlich und bist du wirklich süchtig nach deinem Smartphone? Zeit, es gemeinsam herausfinden!
Was ist Smartphone-Sucht?
Zuerst einmal kann man Smartphone-Sucht nicht an einer bestimmten Zahl festmachen: Täglich 50 mal aufs Handy schauen? Das gibt zwar einen ersten Hinweis, bedeutet aber noch keinen Beweis für eine Smartphone-Abhängigkeit. Aufs Handy schauen wird oft erst dann zu einem Problem, wenn man andere wichtige Aspekte des Lebens vernachlässigt, wie Arbeit oder Beziehungen. Wenn du mehr Zeit damit verbringst, durch deinen Instagram-Feed zu scrollen, als mit echten Personen zu sprechen, solltest du vielleicht die Nutzung deines Telefons überdenken.
Wenn jemand ständig auf sein Smartphone schaut, steckt wahrscheinlich Internetsucht dahinter. Wann immer du dein Handy checkst und neue Nachrichten erhältst oder das x-te Video anklickt, wird Dopamin, ein Botenstoff im Gehirn, der uns glücklich macht, freigesetzt. Leider kann sich, ganz ähnlich wie bei Drogen- oder Alkoholmissbrauch, schnell eine Toleranz aufbauen und du musst mehr und mehr Zeit mit deinem Smartphone verbringen, um genau dasselbe Hochgefühl zu erleben.
Die Entwicklung einer Smartphone-Sucht kann ein
Symptom für andere Probleme in deinem Leben sein, wie z.B.
Angst,
Depression,
Stress oder Einsamkeit. Besonders als Au Pair, das noch niemanden in seinem Gastland kennt, neigt man dazu, sich einsam zu fühlen. Aber wenn du dein Handy benutzt, um dich abzulenken, isolierst du dich nur noch mehr, was das Gefühle der Einsamkeit verschlimmert.
Symptome der Smartphone-Sucht
Wie jede Abhängigkeit geht auch die Sucht nach dem Smartphone mit bestimmten Symptomen einher. Wenn du dir nicht sicher bist, ob du tatsächlich süchtig bist, kannst du die folgenden Punkte mit deinem aktuellen Verhalten vergleichen.
Vernachlässigung deiner Pflichten
Hast du das Gefühl, dass du nicht genug Zeit hast, um alles zu tun,
worum dich deine Gasteltern gebeten haben? Wenn der Wäschestapel, den du erledigen solltest, immer größer und größer wird oder die Zimmer deiner Gastkinder im Chaos versinken, weil du zu viel Zeit damit verbracht hast, deinen Freunden zu Hause zu schreiben, solltest du vielleicht deine Prioritäten überdenken.
Soziale Isolation
Verbringst du mehr Zeit damit, deinen Freunden zu Hause zu schreiben, als nach
neuen Freunden in deinem Gastland zu suchen? Natürlich raten wir dir nicht dazu, den Kontakt zu Freunden aus der Heimat abzubrechen. Aber gehe sicher, dass du dabei auch neue Beziehungen im Ausland aufbaust. Schließlich kannst du deine Freunde zu Hause nicht umarmen, wenn du Hunderte von Meilen entfernt bist, oder?
Verstecken der Smartphone-Nutzung
Wenn du dich zum Badezimmer schleichst, um dein Telefon zu benutzen, weißt du bereits tief im Inneren, dass du es in diesem Moment nicht benutzen solltest. Wenn du immer noch nicht anders kannst, hast du vielleicht ein ernstes Problem.
Angst, etwas zu verpassen
Ja, du bist weit weg von deinen Freunden und deiner Familie. Es ist normal, dass du das Gefühl hast, dass du viel verpasst. Ob es sich nun um eine Geburtstagsfeier handelt, zu der du nicht gehen konntest, oder um den
neuen Freund deiner Freundin, den du nicht kennengelernt hast: Es wird Dinge geben, die dir
Heimweh bereiten werden. Aber wenn du dir das scheinbar perfekte Leben deiner Freunde auf Social Media Kanälen ansiehst, wirst du dich bestimmt auch nicht besser fühlen.
Panik ohne Telefon
Wenn du versehentlich dein Handy zu Hause gelassen hast und anfängst, Panik zu entwickeln, bist du vielleicht abhängiger, als es dir lieb ist. Einige erleben sogar "Phantom-Vibrationen", bei denen du denkst, dass du eine neue Nachricht erhalten hättest, obwohl das gar nicht der Fall ist. Das ist auf jeden Fall ein Zeichen dafür, dass dir dein Smartphone mehr fehlt als es sollte.
Entzugserscheinungen
Du hast festgestellt, dass du dein Handy häufig benutzt und möchtest deine Zeit am Bildschirm reduzieren. Aber sobald du versuchst, dein Smartphone beiseite zu legen, fühlst du dich unruhig, vielleicht sogar wütend, und alles, was du tun willst, ist, auf dein Handy zu schauen. Das ist eines der deutlichsten Zeichen dafür, dass du wirklich süchtig bist.
So überwindest du die Sucht
Reduzieren statt verbieten
Die gute Nachricht zuerst:
Du musst dein Handy nicht verkaufen, um deine Smartphone-Abhängigkeit zu überwinden. Schließlich benötigt jeder in der modernen Welt ein Handy. Dein Ziel sollte es nicht sein, die Nutzung deines Telefons ein für allemal einzustellen, sondern eine
gesunde Zeitspanne zu erreichen, in der du es sinnvoll benutzt. Du kannst damit beginnen, bestimmte Tageszeiten festzulegen, zu denen du dein Telefon benutzen darfst.
Schalte es aber für den Rest des Tages aus. Und vermeide, das Handy mit ins Bett zu nehmen, denn das blaue Licht des Bildschirms kann dich schlechter schlafen lassen. Also schalte es aus und lasse es am besten bis zum Morgen in einem anderen Raum.
Social Media löschen
Social Media Apps sind der größte Faktor, wenn wir Zeit mit unserem Handy verbringen.
Je weniger Apps, desto weniger Zeit auf deinem Handy. Versuche, die Zeit auf Instagram & Co durch gesündere Aktivitäten zu ersetzen, wie z.B.
Training, Freunden treffen oder das Lesen eines Buches.
Aufbau neuer Beziehungen
Als Au Pair tendierst du vermutlich dazu, dein Smartphone übermäßig zu nutzen, weil du dich einsam fühlst. Warum also nicht das Problem lösen, indem du
neue Freunde findest? Versuche, Menschen mit ähnlichen Interessen zu finden, indem du dich z.B. für einen Tanzkurs oder einen
Sprachkurs anmeldest.
Wenn die Au Pair Kinder vom Smartphone abhängig sind
Ja, auch deine Gastkinder können vom Smartphone abhängig sein. Wenn du einige der oben genannten Symptome an ihnen bemerkst, zögere nicht und fang damit an, sie darüber aufzuklären, wie Sie eine gesunde Beziehung zu ihrem Handy aufbauen können. Richte beispielsweise
telefonfreie Zeiten und Orte ein, wie z.B. Ess- oder Schlafenszeit. Bestehe darauf, dass sie ihr Handy nachts ausschalten und in einem anderen Raum lassen und versuche, alternative Aktivitäten mit ihnen zu erleben, zum Beispiel mit ihnen nach draußen zu gehen. Es ist sinnvoll, ihre
Interessen und sozialen Aktivitäten zu fördern. Schon bald wirst du sehen, dass ihr Bedürfnis, aufs Handy zu schauen, nachlassen wird.
Aber vor allem: Sei ein gutes Vorbild. Du kannst deinen Gastkindern sagen, dass sie ihre Smartphones nicht so oft benutzen sollen, wie du willst. Wenn du die Regeln, die du dir selbst ausgedacht hast, nicht befolgst, werden sie darauf hören, was du sagst. Ob sie es dir direkt sagen oder nicht, deine Gastkinder schauen zu dir auf und imitieren dein Verhalten, also bekomme erst deine eigene Smartphone-Nutzung in den Griff.
Nach dem Schreiben dieses Artikels fällt mir auf, dass ich wohl auch meine eigene Nutzung überdenken muss. Wahrscheinlich werde ich jetzt erst einmal meine Facebook-Seite löschen. Ich hoffe, du hast jetzt auch mehr Einsicht darüber, wie du mit deiner Sucht umgehen kannst.
Sammy-Jo